Sonntag, 31. Juli 2011

Die Damoklesbombe



Die Damoklesbombe als Plakat


Wir sind auf dem besten Weg dahin. Man braucht nur die Presse der vergangenen zwei Jahre noch einmal durchzublättern, um zu verstehen, dass der Krieg gegen den Iran schon in Planung ist. Die Zeitungen täuschen sich nie, wenn es darum geht, Scheiße zu riechen. Seit der Wahl des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad im Jahre 2005 machen die Medien in aller Form Druck, um ihm einen ordentlichen „demokratischen“ Tritt in den Arsch zu verpassen ... Beim Irak war es genauso: vom 11. September 2001 bis zum 20. März 2003 war der mediale Druck gestiegen, bis Bush auf seinen kleinen Knopf drückte. Im Fall des Irans, wo es um etwas ganz anderes geht, ist der Vorgang der gleiche. Es ist ein zwangsläufiger Reflex der Demokratien und ihrer Medien, die an ihren offensichtlichen Niederlagen festkleben, denjenigen zu versohlen, der zu einem bestimmten Zeitpunkt die Pflichtrolle des großen bösen Wolfs wunderbar erfüllt.
Die Journalisten und die politisch Verantwortlichen spielen die Heuchler, wenn sie schwören, dass sie dabei sind, alles zu tun, um diesen Krieg zu vermeiden, aber jede ihrer Warnungen ist ein versteckter Ausruf zur allgemeinen Mobilmachung. Man hat es bei dem Ausrutscher des Außenminister Kouchner deutlich gesehen, der spontan geäußert hat, dass man sich auf das Schlimmste vorbereiten sollte, „nämlich auf den Krieg, Monsieur!“. Von allen Seiten gespieltes Protestgeschrei! Sarkozy bog das wieder zurecht, aber nur der Form halber, denn wenn ein Präsident in der Lage war, folgende katastrophale Alternative anzubieten: „die iranische Bombe oder die Bombardierung des Irans“, kann man seine Koffer packen ...
Kouchner hat bloß den Wunsch von Millionen steifer Abendländer ausgedrückt. Wenn es ein Versprecher war, dann war er aufschlussreich für alle, nicht nur für ihn. Und sein Rückzug aus Prinzip war nur eine Art, besser da zu stehen für ein zukünftiges: „Ich hatte es Ihnen doch gesagt.“ Man vergisst ein bisschen zu schnell, dass Doktor Kouchner, ohne auf sein geliebtes Kosovo zu verweisen, einer der Hartnäckigsten war, als es darum ging, Saddam Hussein zu verprügeln. „Es ist einfach, gegen den Krieg zu sein!“, schrie er lauthals ein paar Wochen vor der Offensive in Begleitung seiner blutrünstigen Kumpel Goupil, Glücksmann und Bruckner. Muss man sie wieder hervorkramen, die völlig vergilbten (oder besser gesagt „geröteten“, nämlich vom Blut der 650 000 seitdem gestorbenen Iraker), die schändlichen Artikel dieser unverantwortlichen Neurotikerbande, die es immer eilig hat, wenn es darum geht, so viele Menschen wie möglich in den Krieg gegen Mohammed zu schicken?
Die Stimmung ist mit einer vollkommen unbegründeten Kriegshetze geladen und die Franzosen haben nichts besseres zu tun, als für mehr soziale Gerechtigkeit zu streiken! ... Jeden Tag bereitet Sarko die Öffentlichkeit darauf vor, gegen die Barbarei und für den Widerstand gegen alle Totalitarismen zu kämpfen ... Inwiefern kann die obligatorische Lektüre des Briefes eines jungen Mannes, der 1941 erschossen wurde, als Beispiel für das Verhalten der heutigen Jugend dienen? Es ist doch ganz einfach: man muss sie daran gewöhnen, für ein großes Ideal zu sterben. In diesem Fall, Teheran morgen daran zu hindern, die Atombombe zu haben. Guy Môquet ist der erste Tote des nächsten Krieges.
Sarkozy vergisst nur, daran zu erinnern, dass die Rechten (sein Lager) damals alles dafür getan hatten, damit das heute so gehasste Land die Nuklearmacht bekommt. Tricastin, Eurodif, das sagt wohl niemandem mehr etwas ... Jede Menge An- und Bereicherung! ... Inkohärentes Frankreich! Und es ist es immer noch, denn um in Libyen gefangene bulgarische Krankenschwestern zu befreien, zögerte Sarkozy nicht, Gaddafi das Nötige zu versprechen, um eine Bombe herzustellen.
Hinter den Kulissen bereiten dreckige Arschlöscher die Lebel-Gewehre und die Wickelgamaschen für die antipersischen Jungs vor. Es ist Zeit, den Iraner mit dem Uran zu stoppen! Die Widerstrebenden werden mit Befürwortern des Münchner Abkommens verglichen werden, die Luft wird dicker werden, Inspekteure für Massenvernichtungswaffen werden ihre Hilfe anbieten (diese Null von Mohammed el-Baradei zeigt uns schon wieder seine rotzige Schnauze), riesige weltweite Demos von Pazifisten werden nichts bringen, Ultimaten werden auf Resolutionen folgen, die UNO wird sich wieder in ihren alten Schlüpfer machen, Europa wird sich schließlich an Amerika kleben, und boum!
Genau das Gleiche, ich sag’s euch! Ein kleiner Unterschied: dieses Mal ist der Beweggrund, den Iran anzugreifen, klar zugegeben: es geht darum, Israel zu schützen. „Ich werde niemals nachgeben, wenn es um die Sicherheit Israels geht.“, entschloss Sarkozy für ganz Frankreich, das ihn gewählt hat und das anfängt zu verstehen, dass er nicht nur ein ungehemmter Rechter ist. Er ist auch ein verbissener (und keineswegs isolierter) Verteidiger dieses Landes, von dem er sagte, dass er dessen „demokratisches Funktionieren und seine wirtschaftlichen Leistungen nur bewundern“ könne. Stopp, das reicht!
Wenigstens verbergen die neuen Kriegstreiber ihre Motivation nicht mehr hinter den mehr oder weniger „moralischen“ Vorwänden der Demokratisierung eines arabischen Landes oder des Stürzens eines muslimischen Diktators. Sie legen ihre Karten, oder vielmehr ihre Karte, offen auf den Tisch, denn es handelt sich gewiss um ein Kartenproblem ... Der intellektuelle Betrug besteht darin, zu sagen, dass Ahmadinedschad auf der einen Seite die Bombe will und auf der anderen Israel von der Karte streichen will, und folgendes daraus zu schließen: er will Israel mit der Bombe von der Karte streichen! Diese Abkürzung ist sehr praktisch und vereinigt die Geister. Da anscheinend niemand die Sache anpackt, antworte ich auf diesen fadenscheinigen Sophismus, der von professionellen Betrügern für die Paranoiden und Naiven maßgeschneidert wurde.
Erstens hat Ahmadinedschad niemals gesagt, dass er Israel von der Karte streichen wolle. Es wird aber überall von falsch informierten Papagei-Journalisten bis zu niedergeschmetterten Strauß-Spezialisten wiederholt. Der „skandalöse“ Satz wurde aus einer Konferenz gezogen, die in Teheran am 26. Oktober 2005 gehalten wurde und die Die Welt ohne Zionismus hieß. Auf Englisch: „The World without Zionism“ ... Man sah Ahmadinedschad vor einem allegorischen Plakat, das den Globus in der Form einer riesigen Sanduhr darstellte, die Amerika schon als gebrochenes Ei auf den Boden abgeworfen hatte und in der ein anderes, mit dem Davidstern geschmücktes Ei, gerade dabei war, ebenfalls zu fallen und bald zu zerbrechen.
Die Schockierten haben sich schön davor gehütet, zu sagen, dass der „Nazi“ Ahmadinedschad (um einen Iraner zu bezeichnen, hätte „Arier“ gereicht) da eine bislang unerreichbare Utopie darstellte: die einer Welt ohne Zionismus, das heißt ohne diese internationale Politik, die darin besteht, die Palästinenser zu kolonisieren und auf dem Rest des Planeten Schuldgefühle zu erzeugen. Eine Welt, die plötzlich von dieser kollektiven Verantwortungslast erleichtert wäre, die sie seit sechzig Jahren erstickt, um die Erinnerung an eine Shoah zu erhalten, die nicht mal einen Viertel der Weltbevölkerung betrifft und die danach strebt, weiterhin das Gewissen der neuen Generationen zu verderben. Ahmadinedschad hat es satt, mit dieser von Erpressern aufgesetzten „Schuld“ zu leben, auf der ein krimineller Staat prosperiert. Die einzige Schuld, die die Völker empfinden sollten, besteht darin, Israel jeden Tag ein bisschen mehr Palästina zerstören zu lassen, ohne jemals zu reagieren aus Angst, des Antisemitismus beschuldigt zu werden.
Ahmadinedschad hat keine Angst, denn er wiederholt es ununterbrochen (und man will ihn nicht hören): er ist nicht gegen die Juden, er ist gegen die Zionisten und seine Fragen sind legitim: „Warum sollte Palästina für einen Holocaust der Europäer zahlen?“, „Wenn man legitim findet, dass Israel Palästina besetzt, warum findet man nicht legitim, dass Hitler Frankreich besetzte?“, „Warum untersucht die UNO nicht die Art und Weise, wie Israel sich mit der Atombombe ausgestattet hat?“.
Schon letztes Jahr hatte Ahmadinedschad an dem „Internationalen Jerusalemtag“ (von Ayatollah Chomeini gegründet) eine wichtige Rede gehalten, in der er Europa aufrief „Israel im Stich zu lassen“. Von dem Tag an, da die Europäer und dann die Amerikaner (der Tag wird kommen) mit ihrer bedingungslosen Unterstützung der Kriminellen von Tel Aviv aufhören werden, wird es der Welt in allen Bereichen besser gehen. Ahmadinedschad ist der zigste klar denkende Geist, der diese Selbstverständlichkeit ausspricht. Kein Wunder, dass die Feinde der Weltbefreiung seine Sätze verstümmeln. Nachdem er erklärte, dass der zionistische Staat der „Tumor des Mittleren Osten“ sei, hat der iranische Präsident den Ayatollah Chomeini zitiert, aber die Informationsfälscher haben sein „wie der Imam gesagt hat“ weggelassen, um in seinen Mund allein das „Projekt“, Israel von der Karte zu streichen, zu legen. Das Problem ist, dass weder das Wort Karte noch das Wort streichen und selbst das Wort Israel nicht von Ahmadinedschad gesagt wurde. Erstmal weil der hebräische Staat auf den Landkarten aller muslimischen Länder, die diesen Namen verdienen, grundsätzlich „gestrichen“ ist (Schauen Sie sich eine libanesische Karte an, da sieht man eine große Leerstelle im Süden.); zweitens weil Ahmadinedschad weder auf das Land, noch auf das Gebiet angespielt hat, sondern auf das, was er genau genommen „das Usurpator-Regime von Quds“ nennt.
Wenn ihr einen auf schlau machen wollt, werden wir uns das Zitat auf Persisch geben: Imam ghoft een rezhim-e ishghalgar-e qods bayad az safheh-ye ruzgar mahv shaved. Wortwörtlich übersetzt lautet der exakte Satz: „Der Imam hat gesagt, dass dieses Jerusalem besetzende Regime von der Seite der Zeit verschwinden solle.“, was viel poetischer ist, aber die Miststücke, die die Weltmeinung dirigieren, haben mit der Poesie, vor allen Dingen wenn sie politisch ist, nichts am Hut. Die spektakuläre Verfälschung der Zitate ist die Waffe der Ärmlichen, die regelmäßig die hereingelegten Ignoranten betrügen. Es ist genauso wie mit seinem Satz über die Schwulen an der Columbia University. Ahmadinedschad hat nicht nur gesagt: „Wir haben keine Homosexuellen im Iran ...“, sondern er hat hinzugefügt: „ ... in der Art und Weise, wie es sie bei euch gibt.“ Was ganz anders ist, denn plötzlich heißt es nicht mehr, dass der ultrakonservative Islamist so stupide ist, dass er die Existenz der Homos an sich leugnet, sondern dass es im Iran keine Homosexuellen gibt wie in Amerika und im Westen, das heißt, die sich in Netzwerken, Vereinen, Demos, Gay Prides usw. gruppieren.
Zweitens: Ahmadinedschad will die Bombe nicht! Auch das wird ununterbrochen lauthals von ihm beteuert und man berücksichtigt es nicht. „Die Zeit der Bombe ist vorbei.“ Für ihn ist das altmodisch und ineffektiv. „Wenn es nützlich gewesen wäre, hätten die Russen sie benutzt!“ Chirac (da ist er wieder?) hatte selber auch gesagt, dass eine iranische Bombe nicht „so gefährlich“ wäre, weil sie unbrauchbar wäre. Irangaffe stand auf der Titelseite der Libération. Nach Chirak, Chiran? Eher Schiraz! Die „Atombombe“ ist eine Wahnvorstellung von alten Traumatisierten des Zweiten Weltkrieges. Man spricht von einer „iranischen Bedrohung“, aber ich sehe eher eine permanente Bedrohung des Irans durch die anderen Länder, als ob die berühmte Bombe schon über dem Kopf von Ahmadinedschad hinge! Trotz des Fiaskos im Irak werdet ihr sehen, dass französisch-amerikanisch-israelische Flugzeuge die Nuklearstandorte Arak, Natanz oder Isfahan (die türkise Stadt!) bombardieren werden, genauso wie die Bomber von Tsahal im Jahre 1981 Osirak zerstört hatten. Steht ein Überfall auf „Osiran“ bevor? Selbstverständlich! Es ist das letzte Geschenk, das Bush auf der internationalen Bühne hinterlassen will, bevor er sich unschön zurückzieht. Der Iran hat keinerlei Absicht, seine Bombe auf Israel zu werfen, aber wenn die Pro-Zionisten Amerikas oder von woanders wirklich darauf bestehen, könnte Ahmadinedschad der kollektiven Wahnvorstellung nachgeben ... Bis jetzt will er aber dem Druck, der ihn auf sein ziviles Nuklearprogramm verzichten lassen soll, nicht nachgeben, da Indien, Pakistan und Israel die Atombombe haben, ohne es für gut gehalten zu haben, den NVV (nuklearen Nichtverbreitungsvertrag) zu unterschreiben.
„Wir haben ein unabdingbares Recht auf nukleare Energie.“, sagt der Orientale, der verdächtigt wird, heimlich Uran anzureichern. „Achtung Sanktionen!“, antworten die Polizisten des Westens. Man fühlt sich wie im Kasperletheater. Was wird es für Sanktionen geben? Ein Stockschlag auf Ahmadinedschads Schädel? Haue auf seinen Schiiten-Popo? ... Alle schlechten Vorwände sind gut genug, um ihn zu bestrafen. Bei seiner Wahl hatten die Amerikaner versucht, der Welt weiszumachen, dass er 1979 zu den Geiselnehmern der amerikanischen Botschaft in Teheran gehörte. Es war nicht Ahmadinedschad! In ihren Augen sehen sich alle Kanaken ähnlich: ein Bärtiger gleicht dem anderen ...
Gebt ihm Frieden und keinen Krieg! Wie soll man aushalten, dass Völker ohne Geschichte wie die Amerikaner oder ohne Geographie wie die Israelis sich erlauben, ein Land wie den Iran zu verdummen? Ah! Den Grabstein von Kyros in Pasargadai sehen! Den von Dareios in Persepolis! O ewiger Iran, geistreich und mystisch! Riesiger Planet, von dem mehr geträumt wurde als vom Mond von so klugen Köpfen wie Henry Corbin, Louis Massignon oder Michel Foucault, um nur in Frankreich zu bleiben (vergessen wir es nicht, es war das Land, das dem Ayatollah Chomeini Zuflucht gab und ihm somit ermöglichte, den ekelhaften Schah zu stürzen)! ...
Im Oktober 1978 wurde Foucault, obwohl er Foucault war, gezwungen, seine pro-iranischen Artikel in den italienischen Zeitungen zu schreiben, so stark lehnten die Franzosen sie ab. Er sah in der Revolution von Chomeini “die Sache, deren Möglichkeit unsereins seit der Renaissance und den großen Krisen des Christentums vergessen hat: eine politische Spiritualität. Ich höre schon Franzosen, die lachen, aber ich weiß, dass sie unrecht haben.“ Ja! Und dreißig Jahre später lachen sie immer noch ... Über einen Präsidenten, den sie wie ein ernstzunehmendes Monster verteufeln, wobei er ein wahrhaftiger Provokateur aus der Generation der Hara-Kiri ist. Schaut ihn euch an, diesen schmächtigen Bärtigen in seinem tergalgrauen Anzug: er sieht aus wie der Zeichner Buzzelli! Mahmoud erinnert auch ein wenig an den Fürsten Myschkin, arglos und freundlich auf seine Erleuchtungen konzentriert. Vielleicht der einzige „Idiot“ unserer Zeit ... Deshalb machen sich die wahren Schwachköpfe aus den Medien über ihn lustig. Einer wie Ariel Wizman, angestellt von einer Firma, die flächendeckend Spott verkauft, erlaubt sich, ihn „lächerlich“ zu finden! Man muss dazu sagen, dass der Besserwisser-Dandy eine Woche zuvor Che Guevara als „Drecksack“ bezeichnet hatte. Ein bisschen wenig vielleicht, oder? Es ist nie zu wenig für die ehemaligen Freigeister, die jetzt im Dienst der rechts orientierten Überwachung arbeiten. Heutzutage sind es die grausigsten „Komiker“, die das wirklich Lustige als „lachhaft“ bezeichnen.
Denn Ahmadinedschad ist ein Scherzkeks. Als er Bush eine weltweite Volksabstimmung in der Art der Star Academy anbot, um festzustellen, wer von ihnen beiden von der internationalen Szene beseitigt werden sollte, hat er mehr Humor bewiesen als alle „Beurs“ und „Blacks“ in ihren albernen Stand-Up Comedies. Am Tag nach dem göttlichen Sieg der Hisbollah über Israel, während des Krieges im Libanon im August 2006, hat der Präsident einen weltweiten Karikaturen-Wettbewerb über den Holocaust gestartet, um den Heuchlern des Westens zu antworten, die sich empört gaben, als einige Muslime meinten, sie wären geschockt über die Karikaturen des Propheten, die in Dänemark gemacht wurden! Die westliche Meinungsfreiheit in ihrer eigenen Falle zu fangen, müsste als der Gipfel des Humors betrachtet werden. Charlie Hebdo, dieses anti-arabische Schundblatt, sollte sich ein Stück davon abschneiden! Im Anmeldeformular stand: „Die Zeichnungen, die davon ausgehen, dass der Holocaust existierte, werden angenommen.“ Tausende von Zeichnungen, eine revisionistischer als die andere, sind aus der ganzen Welt angeströmt und Ahmadinedschad hat sich eine Freude daraus gemacht, die Ausstellung Holocust zu organisieren ... Endlich eine lustige Vernissage! Eine französische Zeichnerin hat sogar den dritten Preis gewonnen!
Noch lustiger: im April 2007 hat der „Skorpion von Aradan“ 15 nette englische Matrosen kidnappen lassen, weil sie in die iranischen Hoheitsgewässer an der Mündung des Flusses Schatt al-Arab eingedrungen waren. Nachdem er die Gefangenen als Büßer vorgeführt hatte, indem sie gezwungen wurden, sich öffentlich zu entschuldigen, befreite sie der Präsident ... Großmütiger Ahmadinedschad! Er zeichnete die Soldaten aus, die sie gefangen hatten, dann spielte er Puppen mit seinen Geiseln. Er kleidete die Männer in neue Anzüge und verschleierte die einzige Frau mit einem palästinensischen Keffieh ... Ahmadinedschad entließ sie, die Arme voller folklorischer Mitbringsel als Erinnerung und sagte, dass derartige Verbrecher zu begnadigen ein „Geschenk“ sei, das er England mache und er bat Blair, sie bei ihrer Rückkehr nicht zu bestrafen!
Seinen größten Gag aber hat er in New York vollbracht. Ahmadinedschad wurde dort wie ein Gauner empfangen. Auf den Straßen von Manhattan empfingen ihn Schilder, die ihn als „iranischen Hitler“ beschimpften und die mit der Zeichnung von Hachfeld, die Ahmadinedschad in ein Hakenkreuz verwandelt, versehen waren. Der Pazifist aus Teheran musste nacheinander zusehen, wie ihm die Besichtigung von Ground Zero verboten und wie er in der Columbia Universität als „grausamer und engstirniger Diktator“ vorgestellt wurde. Stets höflich hat er auf die grotesken Fragen der unwissenden Studenten geantwortet. Erst auf der Bühne der UNO hat er eine großartige spiritualistische Rede halten können, die trotz Zähneknirschen im Raum viel mehr Beifall erntete, als berichtet wurde. Zum Glück haben manche New Yorker ihn gar nicht abgestoßen (im Gegenteil!), das sind die antizionistischen Rabbiner ...
Die „Naturei Karta“ mit ihren Hüten und Schläfenlocken sind noch radikaler als der unerwünschte Iraner: für sie soll die jüdische Religion nicht auf die schiefe Bahn des Zionismus gebracht werden. Als religiöse und gegen Israel eingestellte Juden haben sie Ahmadinedschad für seine „Sanftheit gegenüber der Menschheit und insbesondere gegenüber den Juden“ einen Pokal überreicht, der so prächtig ist wie der von Roland-Garros! Danach haben sie sich in unendlichen Umarmungen geküsst, die jedes surrealistische Bild zu einem Scherzartikel gemacht haben. Die Bärte der Rabbiner trieften vor Dankbarkeit und Ahmadinedschad weinte vor Rührung, so gut verstanden zu werden, was schließlich der einzige gültige Grund ist, heutzutage zu weinen.

Marc-Édouard Nabe, 31. Oktober 2007.

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