Sonntag, 31. Juli 2011

Die Seele Billie Holidays

Einleitung (God bless the child)


Mein Vater und meine Mutter waren noch zwei Kinder, als sie Billie Holiday zum ersten Mal sahen. Er war 21, sie 19, ich war minus drei Monate alt.
Mama war ausnahmsweise ausgegangen zu diesem Konzert in der Carnegie Hall. Papa hatte es geschafft, sie zu überzeugen: man machte ihr ein wenig Platz für ihren dicken Bauch. Es war nicht allzu lange her, dass die beiden in New York angekommen waren.
Im Inneren hörte ich den Lärm von draußen, das riesige Gemurmel, das Rascheln der Kleider und der Papiere, das gewaltige Lachen der Dampfwalzen, die sich beherrschten, das Summen der Fliegen, die keiner außer mir beim Fliegen überraschen konnte ...
Plötzlich erschütterte mich eine Art Lawine. Ich verstand später, viel später, dass es sich um Applaus handelte. Der muss Mama auch getroffen haben, denn ich hörte, wie ihr vor Entsetzen Wasser im Mund zusammenlief ... Als die Lawine in einer schneeigen Stille endete, ließ ein Klavier acht Einführungstakte in F-Dur ertönen: zu dieser Zeit hatte ich ein absolutes Gehör. Meine Mutter hatte absolut kein Gehör.
Sobald das Klavier leicht zurücktrat, äußerte sich eine Stimme, die ich als die einer Frau hätte erkennen können, wenn ich gewusst hätte, was eine Frau überhaupt ist ... Eine Art unendliches Miauen, ein dehnbarer Atem, der mich mit einer einzigen Note wie mit einer Stecknadel durchbohrte. Die Stimme fuhr mit einer zweiten, dann mit einer dritten und noch einer vierten Note fort: sie modulierte wie der flüssige Körper eines Mediums: man war dabei, mich zu hypnotisieren. Von innen flehte ich Mama an, mich zu wecken. Es gehörte sich nicht, jetzt ins Levitieren zu geraten. Ich biss mir in die Fäuste: ich hätte hundert Jahre älter sein wollen.
Der heulende Tiger fuhr in seinem Lied fort. Die Töne erreichten mich durch die Blasenvorhänge, die ich mit dem Ellenbogen zur Seite zog. Ich flehte Mamas Muskeln an, sich zu entspannen. Niemals habe ich mich überzeugender gefühlt. In dem Leben, das uns erwartet, verwendet man hundertmal weniger Energie als in dieser ersten Badewanne. Es war als ob ich in das Paradies zurückgefunden hätte, bevor ich es verlor. Ich entfaltete mich. Ich kraulte in dem orangen Rotz. Ich nahm die kommenden Jahre ab, eins nach dem anderen, wie die Blätter einer Artischocke, für jede Note ein Blatt. Die Stimme überließ dann einen ganzen Chorus den ihr dienenden Musikern. So konnte ich mich von dem Schock ein bisschen erholen, mich wieder aufbauen. Ich war nicht der Einzige. Mein Vater, das fühlte ich, warf während dieses Waffenstillstands einen vielsagenden Blick zu meiner Mutter, die einatmete als wolle sie mich erkälten. Die Ruhepause war kurz. Ich hatte mich gerade erst wieder ein wenig hergerichtet, als sich die mysteriöse Stimme über das Orchester, das in vollem Gange war, an der Stelle der Bridge erhob. Sie überquerte sie über einen Kwai stürmischer Tränen. Meine überschwemmten gleichzeitig das mütterliche Gefäß: ich hielt die letzte Träne so lange wie möglich zurück, aber als das Lied zu Ende ging, ließ ich den Tropfen los: Mama lief über, Papa wischte ihr den Augenwinkel ab und putzte sich den Schnurrbart ...
Die Lawine wurde rückfällig, zehnmal stärker: das drehte mich um. Das Blut stieg schließlich zu meinem von Tönen riesig gewordenen Kopf. Ich entknotete meine Glieder und klatschte in die Hände. Das zog Mama zusammen.
Mein Ohr klebte an der Membran, es vibrierte entzückend. Das Orchester nahm ein schnelleres Tempo in Angriff. Mein Vater klopfte mit dem Fuß unter seinem Klappsitz: er brachte sogar mein kleines Geschlechtsteil, das vor Freude schon ziemlich geschwollen war, zum Zittern. Dann flüsterte er Mama den Titel des Stücks zu: ich konnte fast sofort etwas damit anfangen. Die Stimme streckte sich auf der harmonischen Hängematte aus, die ihr die Musiker schenkten. Deswegen sang sie aber nicht schneller: immer im Innersten des Tempos, wie eine Zeitansage, die nie pünktlich ist, eine Zeitbombe, die sich nicht beeilt ... Ich traute meinen winzigen Ohren nicht. Sie swingte so stark, diese Verschiebung: sie brachte die Turbine der Rhythmik hinter sich so sehr zur Geltung! Hin und weg von der ruhigen Schalkhaftigkeit dieser Stimme und vom Schwung ihres Feuers war ich nicht mehr ich selbst: ich spannte meine Schnur und imitierte auf diesem improvisierten Bass das Pulsieren der vier Taktschläge. Ein Lächeln ohne Zähne erleuchtete die Gebärmutter ...
Ich hatte fast Lust auf die Welt zu kommen! Es war nirwanisch! Ich zappelte so sehr im Wal, dass meiner Mutter unwohl wurde: der Sauerstoff erreichte mich schlecht. Ich winkelte die Beine wieder an und Papa ließ Mama aus dem Saal evakuieren: er stützte ihren riesigen Bauchkropf und wir gingen alle drei raus.
Durch Mamas Popeline-Kleid hörte ich meinen Vater, der mich liebevoll zurechtwies, damit ich mich beruhigte. Wenn allerdings er selber mit seinem dicken Schnurrbart und seinem kleinen Hut immer noch in der intimen Höhle meiner Großmutter gewesen wäre, hätte ihn diese Stimme in eine so rasende Begeisterung versetzt, dass er vor der Frist herausgekommen wäre! Ausgestoßen, alles zerreißend! Durch den Bauchnabel, den Mund, die Ohren, was weiß ich! Irgendein Ausgang für diesen blutigen Muttermörder, um das Gesicht dieser Stimme, den Körper dieser Flüssigkeit zu sehen! Die Seele Billie Holidays! Endlich!

Marc-Edouard Nabe
L'âme de Billie Holiday (1986)

Die Damoklesbombe



Die Damoklesbombe als Plakat


Wir sind auf dem besten Weg dahin. Man braucht nur die Presse der vergangenen zwei Jahre noch einmal durchzublättern, um zu verstehen, dass der Krieg gegen den Iran schon in Planung ist. Die Zeitungen täuschen sich nie, wenn es darum geht, Scheiße zu riechen. Seit der Wahl des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad im Jahre 2005 machen die Medien in aller Form Druck, um ihm einen ordentlichen „demokratischen“ Tritt in den Arsch zu verpassen ... Beim Irak war es genauso: vom 11. September 2001 bis zum 20. März 2003 war der mediale Druck gestiegen, bis Bush auf seinen kleinen Knopf drückte. Im Fall des Irans, wo es um etwas ganz anderes geht, ist der Vorgang der gleiche. Es ist ein zwangsläufiger Reflex der Demokratien und ihrer Medien, die an ihren offensichtlichen Niederlagen festkleben, denjenigen zu versohlen, der zu einem bestimmten Zeitpunkt die Pflichtrolle des großen bösen Wolfs wunderbar erfüllt.
Die Journalisten und die politisch Verantwortlichen spielen die Heuchler, wenn sie schwören, dass sie dabei sind, alles zu tun, um diesen Krieg zu vermeiden, aber jede ihrer Warnungen ist ein versteckter Ausruf zur allgemeinen Mobilmachung. Man hat es bei dem Ausrutscher des Außenminister Kouchner deutlich gesehen, der spontan geäußert hat, dass man sich auf das Schlimmste vorbereiten sollte, „nämlich auf den Krieg, Monsieur!“. Von allen Seiten gespieltes Protestgeschrei! Sarkozy bog das wieder zurecht, aber nur der Form halber, denn wenn ein Präsident in der Lage war, folgende katastrophale Alternative anzubieten: „die iranische Bombe oder die Bombardierung des Irans“, kann man seine Koffer packen ...
Kouchner hat bloß den Wunsch von Millionen steifer Abendländer ausgedrückt. Wenn es ein Versprecher war, dann war er aufschlussreich für alle, nicht nur für ihn. Und sein Rückzug aus Prinzip war nur eine Art, besser da zu stehen für ein zukünftiges: „Ich hatte es Ihnen doch gesagt.“ Man vergisst ein bisschen zu schnell, dass Doktor Kouchner, ohne auf sein geliebtes Kosovo zu verweisen, einer der Hartnäckigsten war, als es darum ging, Saddam Hussein zu verprügeln. „Es ist einfach, gegen den Krieg zu sein!“, schrie er lauthals ein paar Wochen vor der Offensive in Begleitung seiner blutrünstigen Kumpel Goupil, Glücksmann und Bruckner. Muss man sie wieder hervorkramen, die völlig vergilbten (oder besser gesagt „geröteten“, nämlich vom Blut der 650 000 seitdem gestorbenen Iraker), die schändlichen Artikel dieser unverantwortlichen Neurotikerbande, die es immer eilig hat, wenn es darum geht, so viele Menschen wie möglich in den Krieg gegen Mohammed zu schicken?
Die Stimmung ist mit einer vollkommen unbegründeten Kriegshetze geladen und die Franzosen haben nichts besseres zu tun, als für mehr soziale Gerechtigkeit zu streiken! ... Jeden Tag bereitet Sarko die Öffentlichkeit darauf vor, gegen die Barbarei und für den Widerstand gegen alle Totalitarismen zu kämpfen ... Inwiefern kann die obligatorische Lektüre des Briefes eines jungen Mannes, der 1941 erschossen wurde, als Beispiel für das Verhalten der heutigen Jugend dienen? Es ist doch ganz einfach: man muss sie daran gewöhnen, für ein großes Ideal zu sterben. In diesem Fall, Teheran morgen daran zu hindern, die Atombombe zu haben. Guy Môquet ist der erste Tote des nächsten Krieges.
Sarkozy vergisst nur, daran zu erinnern, dass die Rechten (sein Lager) damals alles dafür getan hatten, damit das heute so gehasste Land die Nuklearmacht bekommt. Tricastin, Eurodif, das sagt wohl niemandem mehr etwas ... Jede Menge An- und Bereicherung! ... Inkohärentes Frankreich! Und es ist es immer noch, denn um in Libyen gefangene bulgarische Krankenschwestern zu befreien, zögerte Sarkozy nicht, Gaddafi das Nötige zu versprechen, um eine Bombe herzustellen.
Hinter den Kulissen bereiten dreckige Arschlöscher die Lebel-Gewehre und die Wickelgamaschen für die antipersischen Jungs vor. Es ist Zeit, den Iraner mit dem Uran zu stoppen! Die Widerstrebenden werden mit Befürwortern des Münchner Abkommens verglichen werden, die Luft wird dicker werden, Inspekteure für Massenvernichtungswaffen werden ihre Hilfe anbieten (diese Null von Mohammed el-Baradei zeigt uns schon wieder seine rotzige Schnauze), riesige weltweite Demos von Pazifisten werden nichts bringen, Ultimaten werden auf Resolutionen folgen, die UNO wird sich wieder in ihren alten Schlüpfer machen, Europa wird sich schließlich an Amerika kleben, und boum!
Genau das Gleiche, ich sag’s euch! Ein kleiner Unterschied: dieses Mal ist der Beweggrund, den Iran anzugreifen, klar zugegeben: es geht darum, Israel zu schützen. „Ich werde niemals nachgeben, wenn es um die Sicherheit Israels geht.“, entschloss Sarkozy für ganz Frankreich, das ihn gewählt hat und das anfängt zu verstehen, dass er nicht nur ein ungehemmter Rechter ist. Er ist auch ein verbissener (und keineswegs isolierter) Verteidiger dieses Landes, von dem er sagte, dass er dessen „demokratisches Funktionieren und seine wirtschaftlichen Leistungen nur bewundern“ könne. Stopp, das reicht!
Wenigstens verbergen die neuen Kriegstreiber ihre Motivation nicht mehr hinter den mehr oder weniger „moralischen“ Vorwänden der Demokratisierung eines arabischen Landes oder des Stürzens eines muslimischen Diktators. Sie legen ihre Karten, oder vielmehr ihre Karte, offen auf den Tisch, denn es handelt sich gewiss um ein Kartenproblem ... Der intellektuelle Betrug besteht darin, zu sagen, dass Ahmadinedschad auf der einen Seite die Bombe will und auf der anderen Israel von der Karte streichen will, und folgendes daraus zu schließen: er will Israel mit der Bombe von der Karte streichen! Diese Abkürzung ist sehr praktisch und vereinigt die Geister. Da anscheinend niemand die Sache anpackt, antworte ich auf diesen fadenscheinigen Sophismus, der von professionellen Betrügern für die Paranoiden und Naiven maßgeschneidert wurde.
Erstens hat Ahmadinedschad niemals gesagt, dass er Israel von der Karte streichen wolle. Es wird aber überall von falsch informierten Papagei-Journalisten bis zu niedergeschmetterten Strauß-Spezialisten wiederholt. Der „skandalöse“ Satz wurde aus einer Konferenz gezogen, die in Teheran am 26. Oktober 2005 gehalten wurde und die Die Welt ohne Zionismus hieß. Auf Englisch: „The World without Zionism“ ... Man sah Ahmadinedschad vor einem allegorischen Plakat, das den Globus in der Form einer riesigen Sanduhr darstellte, die Amerika schon als gebrochenes Ei auf den Boden abgeworfen hatte und in der ein anderes, mit dem Davidstern geschmücktes Ei, gerade dabei war, ebenfalls zu fallen und bald zu zerbrechen.
Die Schockierten haben sich schön davor gehütet, zu sagen, dass der „Nazi“ Ahmadinedschad (um einen Iraner zu bezeichnen, hätte „Arier“ gereicht) da eine bislang unerreichbare Utopie darstellte: die einer Welt ohne Zionismus, das heißt ohne diese internationale Politik, die darin besteht, die Palästinenser zu kolonisieren und auf dem Rest des Planeten Schuldgefühle zu erzeugen. Eine Welt, die plötzlich von dieser kollektiven Verantwortungslast erleichtert wäre, die sie seit sechzig Jahren erstickt, um die Erinnerung an eine Shoah zu erhalten, die nicht mal einen Viertel der Weltbevölkerung betrifft und die danach strebt, weiterhin das Gewissen der neuen Generationen zu verderben. Ahmadinedschad hat es satt, mit dieser von Erpressern aufgesetzten „Schuld“ zu leben, auf der ein krimineller Staat prosperiert. Die einzige Schuld, die die Völker empfinden sollten, besteht darin, Israel jeden Tag ein bisschen mehr Palästina zerstören zu lassen, ohne jemals zu reagieren aus Angst, des Antisemitismus beschuldigt zu werden.
Ahmadinedschad hat keine Angst, denn er wiederholt es ununterbrochen (und man will ihn nicht hören): er ist nicht gegen die Juden, er ist gegen die Zionisten und seine Fragen sind legitim: „Warum sollte Palästina für einen Holocaust der Europäer zahlen?“, „Wenn man legitim findet, dass Israel Palästina besetzt, warum findet man nicht legitim, dass Hitler Frankreich besetzte?“, „Warum untersucht die UNO nicht die Art und Weise, wie Israel sich mit der Atombombe ausgestattet hat?“.
Schon letztes Jahr hatte Ahmadinedschad an dem „Internationalen Jerusalemtag“ (von Ayatollah Chomeini gegründet) eine wichtige Rede gehalten, in der er Europa aufrief „Israel im Stich zu lassen“. Von dem Tag an, da die Europäer und dann die Amerikaner (der Tag wird kommen) mit ihrer bedingungslosen Unterstützung der Kriminellen von Tel Aviv aufhören werden, wird es der Welt in allen Bereichen besser gehen. Ahmadinedschad ist der zigste klar denkende Geist, der diese Selbstverständlichkeit ausspricht. Kein Wunder, dass die Feinde der Weltbefreiung seine Sätze verstümmeln. Nachdem er erklärte, dass der zionistische Staat der „Tumor des Mittleren Osten“ sei, hat der iranische Präsident den Ayatollah Chomeini zitiert, aber die Informationsfälscher haben sein „wie der Imam gesagt hat“ weggelassen, um in seinen Mund allein das „Projekt“, Israel von der Karte zu streichen, zu legen. Das Problem ist, dass weder das Wort Karte noch das Wort streichen und selbst das Wort Israel nicht von Ahmadinedschad gesagt wurde. Erstmal weil der hebräische Staat auf den Landkarten aller muslimischen Länder, die diesen Namen verdienen, grundsätzlich „gestrichen“ ist (Schauen Sie sich eine libanesische Karte an, da sieht man eine große Leerstelle im Süden.); zweitens weil Ahmadinedschad weder auf das Land, noch auf das Gebiet angespielt hat, sondern auf das, was er genau genommen „das Usurpator-Regime von Quds“ nennt.
Wenn ihr einen auf schlau machen wollt, werden wir uns das Zitat auf Persisch geben: Imam ghoft een rezhim-e ishghalgar-e qods bayad az safheh-ye ruzgar mahv shaved. Wortwörtlich übersetzt lautet der exakte Satz: „Der Imam hat gesagt, dass dieses Jerusalem besetzende Regime von der Seite der Zeit verschwinden solle.“, was viel poetischer ist, aber die Miststücke, die die Weltmeinung dirigieren, haben mit der Poesie, vor allen Dingen wenn sie politisch ist, nichts am Hut. Die spektakuläre Verfälschung der Zitate ist die Waffe der Ärmlichen, die regelmäßig die hereingelegten Ignoranten betrügen. Es ist genauso wie mit seinem Satz über die Schwulen an der Columbia University. Ahmadinedschad hat nicht nur gesagt: „Wir haben keine Homosexuellen im Iran ...“, sondern er hat hinzugefügt: „ ... in der Art und Weise, wie es sie bei euch gibt.“ Was ganz anders ist, denn plötzlich heißt es nicht mehr, dass der ultrakonservative Islamist so stupide ist, dass er die Existenz der Homos an sich leugnet, sondern dass es im Iran keine Homosexuellen gibt wie in Amerika und im Westen, das heißt, die sich in Netzwerken, Vereinen, Demos, Gay Prides usw. gruppieren.
Zweitens: Ahmadinedschad will die Bombe nicht! Auch das wird ununterbrochen lauthals von ihm beteuert und man berücksichtigt es nicht. „Die Zeit der Bombe ist vorbei.“ Für ihn ist das altmodisch und ineffektiv. „Wenn es nützlich gewesen wäre, hätten die Russen sie benutzt!“ Chirac (da ist er wieder?) hatte selber auch gesagt, dass eine iranische Bombe nicht „so gefährlich“ wäre, weil sie unbrauchbar wäre. Irangaffe stand auf der Titelseite der Libération. Nach Chirak, Chiran? Eher Schiraz! Die „Atombombe“ ist eine Wahnvorstellung von alten Traumatisierten des Zweiten Weltkrieges. Man spricht von einer „iranischen Bedrohung“, aber ich sehe eher eine permanente Bedrohung des Irans durch die anderen Länder, als ob die berühmte Bombe schon über dem Kopf von Ahmadinedschad hinge! Trotz des Fiaskos im Irak werdet ihr sehen, dass französisch-amerikanisch-israelische Flugzeuge die Nuklearstandorte Arak, Natanz oder Isfahan (die türkise Stadt!) bombardieren werden, genauso wie die Bomber von Tsahal im Jahre 1981 Osirak zerstört hatten. Steht ein Überfall auf „Osiran“ bevor? Selbstverständlich! Es ist das letzte Geschenk, das Bush auf der internationalen Bühne hinterlassen will, bevor er sich unschön zurückzieht. Der Iran hat keinerlei Absicht, seine Bombe auf Israel zu werfen, aber wenn die Pro-Zionisten Amerikas oder von woanders wirklich darauf bestehen, könnte Ahmadinedschad der kollektiven Wahnvorstellung nachgeben ... Bis jetzt will er aber dem Druck, der ihn auf sein ziviles Nuklearprogramm verzichten lassen soll, nicht nachgeben, da Indien, Pakistan und Israel die Atombombe haben, ohne es für gut gehalten zu haben, den NVV (nuklearen Nichtverbreitungsvertrag) zu unterschreiben.
„Wir haben ein unabdingbares Recht auf nukleare Energie.“, sagt der Orientale, der verdächtigt wird, heimlich Uran anzureichern. „Achtung Sanktionen!“, antworten die Polizisten des Westens. Man fühlt sich wie im Kasperletheater. Was wird es für Sanktionen geben? Ein Stockschlag auf Ahmadinedschads Schädel? Haue auf seinen Schiiten-Popo? ... Alle schlechten Vorwände sind gut genug, um ihn zu bestrafen. Bei seiner Wahl hatten die Amerikaner versucht, der Welt weiszumachen, dass er 1979 zu den Geiselnehmern der amerikanischen Botschaft in Teheran gehörte. Es war nicht Ahmadinedschad! In ihren Augen sehen sich alle Kanaken ähnlich: ein Bärtiger gleicht dem anderen ...
Gebt ihm Frieden und keinen Krieg! Wie soll man aushalten, dass Völker ohne Geschichte wie die Amerikaner oder ohne Geographie wie die Israelis sich erlauben, ein Land wie den Iran zu verdummen? Ah! Den Grabstein von Kyros in Pasargadai sehen! Den von Dareios in Persepolis! O ewiger Iran, geistreich und mystisch! Riesiger Planet, von dem mehr geträumt wurde als vom Mond von so klugen Köpfen wie Henry Corbin, Louis Massignon oder Michel Foucault, um nur in Frankreich zu bleiben (vergessen wir es nicht, es war das Land, das dem Ayatollah Chomeini Zuflucht gab und ihm somit ermöglichte, den ekelhaften Schah zu stürzen)! ...
Im Oktober 1978 wurde Foucault, obwohl er Foucault war, gezwungen, seine pro-iranischen Artikel in den italienischen Zeitungen zu schreiben, so stark lehnten die Franzosen sie ab. Er sah in der Revolution von Chomeini “die Sache, deren Möglichkeit unsereins seit der Renaissance und den großen Krisen des Christentums vergessen hat: eine politische Spiritualität. Ich höre schon Franzosen, die lachen, aber ich weiß, dass sie unrecht haben.“ Ja! Und dreißig Jahre später lachen sie immer noch ... Über einen Präsidenten, den sie wie ein ernstzunehmendes Monster verteufeln, wobei er ein wahrhaftiger Provokateur aus der Generation der Hara-Kiri ist. Schaut ihn euch an, diesen schmächtigen Bärtigen in seinem tergalgrauen Anzug: er sieht aus wie der Zeichner Buzzelli! Mahmoud erinnert auch ein wenig an den Fürsten Myschkin, arglos und freundlich auf seine Erleuchtungen konzentriert. Vielleicht der einzige „Idiot“ unserer Zeit ... Deshalb machen sich die wahren Schwachköpfe aus den Medien über ihn lustig. Einer wie Ariel Wizman, angestellt von einer Firma, die flächendeckend Spott verkauft, erlaubt sich, ihn „lächerlich“ zu finden! Man muss dazu sagen, dass der Besserwisser-Dandy eine Woche zuvor Che Guevara als „Drecksack“ bezeichnet hatte. Ein bisschen wenig vielleicht, oder? Es ist nie zu wenig für die ehemaligen Freigeister, die jetzt im Dienst der rechts orientierten Überwachung arbeiten. Heutzutage sind es die grausigsten „Komiker“, die das wirklich Lustige als „lachhaft“ bezeichnen.
Denn Ahmadinedschad ist ein Scherzkeks. Als er Bush eine weltweite Volksabstimmung in der Art der Star Academy anbot, um festzustellen, wer von ihnen beiden von der internationalen Szene beseitigt werden sollte, hat er mehr Humor bewiesen als alle „Beurs“ und „Blacks“ in ihren albernen Stand-Up Comedies. Am Tag nach dem göttlichen Sieg der Hisbollah über Israel, während des Krieges im Libanon im August 2006, hat der Präsident einen weltweiten Karikaturen-Wettbewerb über den Holocaust gestartet, um den Heuchlern des Westens zu antworten, die sich empört gaben, als einige Muslime meinten, sie wären geschockt über die Karikaturen des Propheten, die in Dänemark gemacht wurden! Die westliche Meinungsfreiheit in ihrer eigenen Falle zu fangen, müsste als der Gipfel des Humors betrachtet werden. Charlie Hebdo, dieses anti-arabische Schundblatt, sollte sich ein Stück davon abschneiden! Im Anmeldeformular stand: „Die Zeichnungen, die davon ausgehen, dass der Holocaust existierte, werden angenommen.“ Tausende von Zeichnungen, eine revisionistischer als die andere, sind aus der ganzen Welt angeströmt und Ahmadinedschad hat sich eine Freude daraus gemacht, die Ausstellung Holocust zu organisieren ... Endlich eine lustige Vernissage! Eine französische Zeichnerin hat sogar den dritten Preis gewonnen!
Noch lustiger: im April 2007 hat der „Skorpion von Aradan“ 15 nette englische Matrosen kidnappen lassen, weil sie in die iranischen Hoheitsgewässer an der Mündung des Flusses Schatt al-Arab eingedrungen waren. Nachdem er die Gefangenen als Büßer vorgeführt hatte, indem sie gezwungen wurden, sich öffentlich zu entschuldigen, befreite sie der Präsident ... Großmütiger Ahmadinedschad! Er zeichnete die Soldaten aus, die sie gefangen hatten, dann spielte er Puppen mit seinen Geiseln. Er kleidete die Männer in neue Anzüge und verschleierte die einzige Frau mit einem palästinensischen Keffieh ... Ahmadinedschad entließ sie, die Arme voller folklorischer Mitbringsel als Erinnerung und sagte, dass derartige Verbrecher zu begnadigen ein „Geschenk“ sei, das er England mache und er bat Blair, sie bei ihrer Rückkehr nicht zu bestrafen!
Seinen größten Gag aber hat er in New York vollbracht. Ahmadinedschad wurde dort wie ein Gauner empfangen. Auf den Straßen von Manhattan empfingen ihn Schilder, die ihn als „iranischen Hitler“ beschimpften und die mit der Zeichnung von Hachfeld, die Ahmadinedschad in ein Hakenkreuz verwandelt, versehen waren. Der Pazifist aus Teheran musste nacheinander zusehen, wie ihm die Besichtigung von Ground Zero verboten und wie er in der Columbia Universität als „grausamer und engstirniger Diktator“ vorgestellt wurde. Stets höflich hat er auf die grotesken Fragen der unwissenden Studenten geantwortet. Erst auf der Bühne der UNO hat er eine großartige spiritualistische Rede halten können, die trotz Zähneknirschen im Raum viel mehr Beifall erntete, als berichtet wurde. Zum Glück haben manche New Yorker ihn gar nicht abgestoßen (im Gegenteil!), das sind die antizionistischen Rabbiner ...
Die „Naturei Karta“ mit ihren Hüten und Schläfenlocken sind noch radikaler als der unerwünschte Iraner: für sie soll die jüdische Religion nicht auf die schiefe Bahn des Zionismus gebracht werden. Als religiöse und gegen Israel eingestellte Juden haben sie Ahmadinedschad für seine „Sanftheit gegenüber der Menschheit und insbesondere gegenüber den Juden“ einen Pokal überreicht, der so prächtig ist wie der von Roland-Garros! Danach haben sie sich in unendlichen Umarmungen geküsst, die jedes surrealistische Bild zu einem Scherzartikel gemacht haben. Die Bärte der Rabbiner trieften vor Dankbarkeit und Ahmadinedschad weinte vor Rührung, so gut verstanden zu werden, was schließlich der einzige gültige Grund ist, heutzutage zu weinen.

Marc-Édouard Nabe, 31. Oktober 2007.

Donnerstag, 9. Juni 2011

Die gesamte Geschichte Israels auf einer einzigen Seite


Es beginnt wie ein Roman von Kafka. Ohne dass Sie je etwas getan hätten, klopft es eines Morgens an Ihrer Tür. Es ist ein Typ, der behauptet, er habe in Ihrer Wohnung zu der Zeit gelebt, als das Haus noch nicht einmal gebaut war. Er erklärt Ihnen, dass der Besitzer sie ihm versprochen hatte und dass das Rathaus ihm die Erlaubnis gegeben hat, in sie „zurückzukehren“. Sie sagen ihm, dass das nicht in Frage kommt, aber er hat sich schon im Gästezimmer eingerichtet. Am nächsten Tag rufen Sie Ihren Etagennachbarn, damit er Ihnen hilft, ihn zu vertreiben, aber Ihr „Gast“, der sich am Kühlschrank bedient und die Füße unter den Tisch gelegt hat, verteidigt sich. Bald kommen seine Cousins, Neffen, Onkel und Tanten ebenfalls an und besetzen alle Zimmer. Ihre Frau und Ihre Kinder sind gezwungen, die Wohnung zu verlassen, um woanders im Stadtteil Zuflucht zu suchen. Da er sich wegen all der Nachbarn, die Ihnen helfen, unwohl fühlt (auch wenn einer von denen die Gelegenheit genutzt hat, sich Ihre Garage zu schnappen), bringt Ihr Gast mit Hilfe des Hausmeisters, der ihm ganz ergeben ist, den Rest des Hauses, vom Keller bis zum Dachboden, in seine Gewalt, damit er sich sicherer fühlt. Da Sie sich aufregen, schließt Sie Ihr Gast, der stärker ist als Sie, ins Klo ein, ohne Ihnen etwas zu essen zu geben und ohne Sie jemals rauszulassen. Er brüllt Ihnen durch die Tür zu, dass der Hausverwalter damit einverstanden ist. Nach einer Weile sind Sie so wütend, dass Sie die Toilette in Brand stecken. Die Feuerwehr kommt, um das Feuer zu löschen, das einen Teil der Wohnung verwüstet hat und bei dem Familienmitglieder Ihres Gastes auch umgekommen sind. Als die Feuerwehrmänner Ihren verkohlten Körper auf einer Bahre heraustragen, spuckt Ihr Gast darauf und nennt Sie „Terrorist“.

Marc-Edouard Nabe, 27. Mai 2004

Der Vogel Gottes




Da ist der Vogel wieder. In letzter Zeit bin ich damit beschäftigt gewesen, andere Tiere in meine intime Arche zu retten, dann hob ich das Kinn und da war er. Immer auf dem höchsten Mast sitzend ... Wohin auch immer man im Leben segeln will, selbst nach einigen Sintfluten verlässt der Vogel Gottes das Schiff nicht.
Jede Gelegenheit ist gut. Das fünfzigste Jahr nach seinem Tod. Warum nicht das fünfundachtzigste nach seiner Geburt? Man sollte eher das Datum jedes seiner Solos feiern: dreiundsechzig Jahre seit Lover Man, achtundfünfzig Jahre seit Cherokee, zweiundfünfzig Jahre seit Perdido ...
Wie auch immer! Der Vogel ist da, er schaut die Welt von oben an. Man sagt „der Vogel“, aber er war nicht ein Vogel, sondern ein Vogelkäfig mit tausend Vögeln! Ein Adler mit Gillespie, ein Rabe mit Miles. Mehr Falke als Coleman Hawkins! Ein mit den Saiten schwebender Kondor, ein in die Wellen des Bebop stechender Basstölpel! Ein seine Schüler auffressender Pelikan! Ein ganz eingeschüchtertes Rotkehlchen vor Lester Young! Am Anfang eine Taube, ein Albatros am Ende, der wegen seiner Flügel nirgendwo mehr hineindurfte. Ein Pfau, der sein Rad in viereckigen Rhythmen schlägt. Ein Hähnchen am Tenor und sogar eine Ente, wenn sein Rohrblatt pfeift!
Und zuletzt ein kleiner Spatz. So fand ihn die Baronin Nica eines Abends auf ihrem Fußabtreter, ohnmächtig. Sie hat ihn sanft wiederbelebt. Er kam zu sich, zu einem seiner vielen Ichs. Gott, war er viele! Schwerfälliger Rüpel, gestreifter Zuhälter, verruchter Gentleman, schmollendes Kind, Sex-Bestie, netter Gangster, nachdenklicher Penner ... Sie alle starben bei ihr im März 1955. Die Persönlichkeit von Parker war ständig in Bewegung. Er spielte ununterbrochen verschiedene Figuren, so wie ein Charakterdarsteller sich verwandeln muss. Sein Kopf, sein Körper veränderten sich. Er konnte siebzig Jahre alt sein und eine Stunde später fünfundzwanzig. Er konnte sich benehmen wie ein amerikanischer Kleinbürger und einen Augenblick später hätte kein brünstiger Zulu mit seiner Wildheit mithalten können. Nur sein Blick blieb inmitten seiner Verwandlungen unberührt. Ein Blick, bei dem die Intelligenz ins Auge stach. Ein Blick schwarzer Liebe, der nie müde wurde, der Blick von jemandem, der alles gesehen, alles gefressen hatte.
Charlie Parker sprach, er sagte Dinge mit seinem Saxofon, es war nicht nur Musik. Charlie Parker hätte genauso gut etwas anderes als ein Jazz-Musiker sein können. Ein Rennfahrer, ein Chemiker, ein Profikiller ... Man muss annehmen, dass die Leute nicht intelligent genug sind, zu begreifen, dass Musik verstanden wird, bevor sie, die Augen an der Decke, selig, abstrakt, mit dem, was die Leute ihren „Geschmack“ nennen, gehört wird. Charlie Parker lieben, aber was bedeutet das? Charlie Parker liebt man nicht einfach. Man muss ihn erst einmal verstehen, wissen welcher Mensch er war und warum er dieser Mensch war.
Wollen Sie wirklich wissen warum? Weil es seine Mission auf Erden war, zu improvisieren, was bedeutet, den Raum eines einzigen Augenblicks zu erforschen, die Eroberung der Gegenwart zu wagen, dieses beängstigenden Kontinents. Improvisieren ist ein Epos. Ein Komponist wie Monk baut mitten im Dschungel Schlösser, Pyramiden. Parker machte sich auf eine andere Reise, mit seinem armen, kleinen Instrument als einzigem Gepäck auf dem Bauch, an eine Schnur gehängt, und musste sich mit ihm, wie mit einem Seziermesser, alle seine Drüsen, seine Polypen, seine Schönheitstumore entfernen, um sie anschließend als Girlanden aufgefaltet auf die Menschen wie auf Weihnachtsbäume zu hängen.
Um zu spielen, wie er spielte, musste er mehr sein als ein amerikanischer Schwarzer der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mehr sein als ein Rauschgiftsüchtiger! Er musste ein zu Tode Gestochener sein, aber von seinen eigenen Noten, Millionen Bienen, die aus seinem Saxofon aggressiv heraussprudelten, wenn er hineinpustete und ihm zurück ins Gesicht flogen. O Bird mit tausend Stacheln.
Ach! Sein Gesang! Der Gesang einer blutenden Nachtigall! Ein euphorischer Gesang, schwarz und knarrend, rein und kräftig! Davonfliegende Spiralen, wasserfallartige Wirbel! Umgekehrte Blitzschläge! Dorntornados!
Was gibt es also in einem Solo von Charlie Parker? Tänze verletzter Kinder, das steht fest. Und außerdem: durch die Polarnacht rasende Schlitten voller verrückter Eskimos und Sturzbäche roter Blumen. Ich sehe und höre darin auch die Akrobatik blinder Bären, die von elektrischen Trapezen herabschaukeln. Und vor allen Dingen Niagarafälle mitten im Wohnzimmer und Bergbeben auf dem Mond. Ein Solo von Charlie Parker, das ist ist ein Schwarzes Loch beleuchtet von Bengalischen Feuern, das sind Kämpfe am Meeresboden zwischen fünfhunderttausend Fischen, die einen Lachkrampf haben! Es ist ein Tränengewitter, das auf ein einziges kleines Mädchen niederstürzt. Ein Solo von Charlie Parker, das ist vor allem ein Spinnenduell im Schnee und viele Tigerküsse auf Ihrem gekreuzigten Körper.

Marc-Edouard Nabe
Jazzman n°111, März 2005

Samstag, 26. Juni 2010

Willkommen auf der Seite der deutschen Übersetzungen von Marc-Édouard Nabe!



Marc-Édouard Nabe im April 2010



Auf dieser Seite hat der Besucher die Möglichkeit Texte von dem französischen Schriftsteller Marc-Édouard Nabe auf Deutsch zu lesen.
Seit einigen Wochen ist der Text Endlich Neger!, den ich hier vorstelle, auf den Berliner Wänden immer wieder erschienen und immer wieder abgerissen worden.
Es handelt sich um ein Flugblatt, dass Nabe kurz nach der Wahl Obamas geschrieben hat. Zwischen 2006 und 2009 hat er 8 Flugblätter veröffentlicht, die in Paris verteilt und geklebt wurden. Es sind lange, literarische Texte, die direkt auf das Weltgeschehen reagieren und die, aufgrund ihrer Länge, aufgrund ihres Standpunkts nicht in der Presse veröffentlicht werden können.
Ein Text, der Endlich Neger! heißt und den "scheinheiligen Antirassismus" (samt seiner Gefährtin der "positiven Diskriminierung") kritisiert, der an die wahren Kämpfe und an die große Kunst der Afroamerikaner erinnert, passt nicht in die Presse, die in den Kiosks verkauft wird. Dafür hält er zu viel von seinem Leser. Nabe ist auf Leben und Tod der Wahrheit und der Schönheit verpflichtet. Das sehen die Zeitungen heutzutage nicht gerne.
Die Literatur geht also auf die Straße und hat es schwer. Die Lebenserwartung dieses Flugblatts reicht von ein paar Stunden bis zu einigen Wochen, je nachdem wie offensichtlich es hängt.
Warum?
Sehen die Berliner lieber Werbung als Literatur auf den Wänden?
Wollen sie lieber zum Kaufen angemacht werden als ein Prosagedicht geschenkt bekommen?
Oder ist das Abreißen ein Ausdruck einiger heldenhafter Widerstandskämpfer, die nicht mehr als den Titel gelesen haben, weil sie keine „Nazis“ in ihrem Kiez dulden?
Oder sind es diese „Nazis“ selber, die wieder da sind und die keine Bücher mehr verbrennen, aber immer noch gegen die Meinungsfreiheit kämpfen?
Viele Fragen...
Mit dieser Seite bekommen die Menschen, die den Text nicht mögen, die Möglichkeit, ihre Wut in Worte zu fassen und sich vielleicht mit anderen, die den Text mögen, auszutauschen.
Diese Seite kann man nicht abreißen. Sie wird weitere Texte zur Verfügung stellen: die Schriften von Nabe (es ist nur der Anfang) werden ihre Leser finden... es sind schon einige.
Die Abreißer können beruhigt sein: sie werden auch in Zukunft die Gelegenheit haben, Flugblätter zu zerstören, denn diese werden immer wieder auftauchen wie ein kerngesundes Virus.

Nabe-Übersetzer.

Freitag, 25. Juni 2010

Endlich Neger!





Endlich Neger! als Plakat



von Marc-Édouard Nabe








Erstaunlich. Ich, der so vernarrt in die Afroamerikaner und so ein Fanatiker von Afrika an sich bin, mich lässt die historische Wahl Obamas kalt ... Es hat überhaupt keine Wirkung auf mich. Kein einziges Gefühl, keine Glückszuckung. Bin ich unsensibel geworden? Eigentlich hätte es mich freuen müssen, dass der große Schwarze Obama den kleinen Weißen McCain fickt, das begreife ich nicht ...
Ich schaue mich um, es sind Sturzbäche von Tränen. Endlich ein Schwarzer im Weißen Haus! Die Hartgesottensten schmelzen extatisch dahin. Die Ungläubigen sind auf den Knien dabei, dem Himmel zu danken, die Defätisten besingen den Sieg, die, die alles schon erlebt haben, wollen es sich noch einmal geben.
Für die Einen ist die Wahl Obamas heftiger als die ersten Schritte des Menschen auf dem Mond. Für die Anderen ist es konstruktiver als die Zerstörung der Berliner Mauer. Der CRAN tobt vor Freude, die Antiller machen Kapriolen ... Im Jamel Comedy Club hat man die ganze Nacht die Wahl live angeschaut, um unter „Rebeus“ und „Renois“ Party zu machen und zusammen „What a wonderful world“ anzustimmen!
Und ich bin eigenartig traurig ... Warum meiner Freude nicht freien Lauf geben? Es ist schon wieder mein verdammter Widerspruchsgeist ... Alle verehren Obama, also bin ich zwangsweise dagegen ... Was für ein Spielverderber! Ich bin schön dumm, diese weltliche Freude nicht zu genießen.
Es ist vielleicht wegen dem ganzen Quatsch, den ich höre ... Vincent Cassel sagt, dass „man plötzlich Lust hat, in Amerika zu leben“, Rama Yade kokettiert: „Wir sind alle Amerikaner, diesmal kann man es in einem positiven Sinn sagen.“ Christian Salmon, der König des Storytellings, vergeht vor Liebe: „Mit ihm ist das Amerika zurück, das man liebt!“. Was Dorothée Werner betrifft, so tanzt die hässliche Leitartiklerin von Elle gar Samba in ihrer Küche: „Wie sollte man der Euphorie, die die Welt erfasst, widerstehen?“ Übrigens sehen die Feuchten von der Elle Obama als Cassius Clay + Robert Redford + Steve McQueen. Warum sollte man nicht James Dean und Gérard Philippe hinzufügen? Immer weißer vor lauter Additionen! Was diese Weißlichen eigentlich meinen, ist, dass in ihrem Ideal des Schwarzen Obama eine Summe von Subtraktionen ist: Malcolm X - George Jackson - Frantz Fanon - Bobby Seale - Angela Davies ...
Der erste Preis wurde von Philippe Val geholt, ernsthaft behauptend, dass das XXI. Jahrhundert mit Obamas Wahl endlich anfängt. Bin Laden und sein 11. September, das war noch XX. Jahrhundert!
Gut, aber dass die Eierlosen ihn verehren, reicht nicht aus als Erklärung dafür, dass ich keinen Ständer bekomme. „Was für eine Lehre! In Frankreich würde so etwas niemals passieren ...“ faseln Baracks Fans. Das steht fest! Ganz Frankreich ist mit Rassismus durchtränkt wie ein Schwamm mit Essig. Laurent Ruquier amüsiert sich über den „arabischen Präsidenten“ und über Chirac, der in Obama „endlich einen Liebhaber für seine Sammlung afrikanischer Masken gefunden hat“ ... In Frankreich ist der Rassismus unter dem einvernehmlichen Anti-Rassismus und den Protestgeschreien der französischen falschen Fünfzigern, die sich bei jedem schiefen Wort aufbaümen, kaum versteckt.
In Frankreich sind die Rassisten vor allen Dingen die, die sich freuen, dass ein Schwarzer gewählt wird, solange er schwarz ist, weil in ihren Augen alle Schwarzen einander ähneln.
In einer live-Sendung verwechselt Annette Wieviorka, Spezialistin der Deportierten und Profikämpferin gegen jede Art von Rassismus (von wegen!), auf grober Weise Christiane Taubira, die am Set neben ihr sitzt, mit einer anderen schwarzen Frau, die sich in einer ihnen gezeigte Reportage befindet!
Jedoch gibt es Schwarze und Schwarze. In diesem Sinn ist Daniel Picouly auch schwarz! Man muss weiße Scheiße in den Augen haben, um zum Beispiel Abd al Malik und Dieudonné zu verwechseln. Der Eine ist ein widerlicher Angepasster, der in den Arsch der Franzosen kriecht („Die Jugendlichen, die La Marseillaise ausbuhen, buhen sich selber aus.“) und dem man ständig das Wort gibt; der Andere ist der einzige würdevolle Schwarze in diesem Land, das ihn nicht verdient und dem man seine große Klappe zuhalten will. Ein einziger „Black“, welch ein Zufall, wurde über Obama nicht befragt: Dieudo. Man hofft, dass es in Frankreich einen „Obama Effekt“ geben wird, wobei es schon einen „Dieudonné Effekt“ gab. Seit seinem berühmten Skandal, und ohne selbst davon profitiert zu haben, als ob er den Weg bereitet hätte, indem er sich opferte, haben die Schwarzen zum Medienfest gehört.
Man hat in wenigen Jahren eine Fülle von one-black-show Humoristen und dunkler Moderatoren/innen wachsen sehen, wie Pilze auf dem Schimmel des Antirassismus. Der Tag der Erinnerung an den Sklavenhandel ist auch eine der Konsequenzen des dieudonnesken Eklats.
Schauen Sie die Daten nach: Harry Roselmack schuldet Dieudonné seine Lückenfüller-Tagesschau und er ist da, nur weil er schwarz und nicht weil er ein exzellenter „Journalist“ ist (was gibt es journalistisches daran, einen Teleprompter mit Nachrichten zu lesen, die von den TF1-Chefs ausgesucht sind?), Eboué, N'Gijol, all diese Verklemmten hätten ohne Dieudonné nie ins Leben gerufen werden können.
Hören Sie die neuen Sklaven-Komiker, sie reden nur davon, von ihren Rassismusproblemen, es ist das einzige Thema der Sketche, ihrer Stand-ups geschlagener Männer. Man hat den Eindruck, dass ein Schwarzer auf der Bühne das Publikum nur zum Lachen bringen kann, wenn er über die Art redet, wie ihn die Gesellschaft diskriminiert. Es ist nicht mehr der Weiße, der sich über die Schwarzen lustig macht, sondern der Schwarze, der sich über die Weißen lustig macht, die sich über die Schwarzen lustig machen. Man dreht sich im Kreis. Es ist die umgedrehte Michel Leeb Art! Sie haben nicht verstanden, diese Arschlöcher, dass sie an dem Tag, wo sie sich als etwas anderes als Schwarze oder Araber (hier ist es das Gleiche) zur Schau stellen werden, einen großen Schritt gemacht haben werden.
Ende des Rassismus, denkste! Als ob die Schwarzen dank Obamas Wahl nicht mehr unterdrückt werden würden! Man hat gesehen, wie die Araber unter der Herrschaft von Rachida Dati leben! Sobald ein Kanake eine kleine Macht hat, denkt er nur an eins: eifrig gegen seine Rasse handeln, um den Weißen zu zeigen, dass er bloß kein Kanake ist. Und wer muss das ausbaden? Die anderen Kanaken, die ohne Macht! Ein Klassiker.
Im Land der selbstgeblendeten Antirassisten ist der Einzige, der in seiner Obamania mäßig bleibt, der Präsident ... Gekränkt wie eine Laus. Obama modischer als Sarko, Michelle erdrückt Carla. Erster jüdischer französischer Präsident, das ist gut. Erster schwarzer amerikanischer Präsident, das ist besser. Sarkozy, der dachte, er wäre 2007 auf der jungen, vulgären, liberalen, promi-Schiene innovativ, hat sich anderthalb Jahre später von Obama überholen lassen. Wie kann er den plötzlichen Rückstand aufholen? Indem er überall Schwarze hinpflanzt! „Verstecken Sie mir diese sichtbaren Minderheiten nicht mehr, die ich in der Normalzeit nicht hätte sehen können ...“ In der Woche der Wahl hat man nur das gesehen, in Eile nominierte Schwarze ... Der Aufstiegsfahrstuhl ist plötzlich brechend vollgestopft! Achtung, wieder aussteigen! Es steht darauf: maximal 250 kg Neger!
„Du Prefekt sein wollen? OK! Du schreiben können? Renaudot Preis!“
Oder aber ... es ist vielleicht der Typ selber, der mir nicht gefällt. Dieser halb-weiß halb-schwarze Tollpatsch ist mir nicht sympathisch. Ein Banania Lächeln auf einem gräulichen Spargel. Er ist nicht schwärzer als Harlem Désir und er ist der Doppelgänger von Roschdy Zem! Das macht viele Ähnlichkeiten mit schwarzen und arabischen Kollaborateuren für einen einzigen Mann. „Bi-racial“ wie dieser „Pragmatiker“ sagt. Dieser große Graue ist ein Rätsel! Sein Vater ist ein Kenianer, der als Student in die „States“ kam und der ein weißes Mädchen aus Kansas vögelte, bevor er abgehauen ist. Obama, der in Hawaii geboren ist, hat nichts mit dem schwarzen Amerika zu tun. Er sagt es übrigens: „Es gibt kein schwarzes und kein weißes Amerika, es gibt Amerika.“ In der Tat ... Alles außer schwarz! Er hat sich die Lehre gut gemerkt, Garantien gegeben, um gewählt zu werden. Muslimischer Herkunft ist er mit 27 zum Protestantismus konvertiert. Obama will nicht der Präsident der Schwarzen sein. Er will, dass sie die „Bürde der Vergangenheit“ akzeptieren. Malcolm X hat sein Leben gegeben, damit diese Last nicht akzeptiert wird.
“Obama hat endlich Martin Luther Kings Traum erfüllt!“ Der Haken ist, dass King in seinem „I have a dream“ wortwörtlich sagte, dass er nicht wolle, dass „die Menschen nach Hautfarbe beurteilt werden, sondern nach dem Inhalt ihrer Person“. Wonach wird Obama beurteilt, wenn nicht danach? Seine beiden Großmütter beschreiben ihn am besten. Die erste ist eine dicke Mama, die vor Freude im Boubou tanzend in ihrem Slum in Kogelo gezeigt wurde ... Die Yankee-Flagge über Kenia wehend. Kenia, dieses Safariland für Assis, ist eines der wenigen Länder Afrikas, das überhaupt keinen Reiz hat. Nur Zentralafrika ist noch schlechter. Nichts Gutes konnte aus Kenia kommen, außer ein paar Massai, die übrigens nicht aus Kenia herauskommen. Die zweite Großmutter Obamas, eine Weiße, hat ihr ganzes Leben lang vor Angst gezittert, wenn sie Schwarzen auf den Straßen von Kansas City begegnete. Sie ist am Vortag seiner Wahl gestorben. Als sie gespürt hat, dass es unvermeidbar ist, ist Omi lieber gestorben ... Sie wollte das nicht sehen: ein Negro im Weißen Haus, sei es ihr Enkel!
Vielleicht ist es sein Programm, das mich ankotzt ... Seine Verwaltung der Finanzkrise ist unmissverständlich: der Herr denkt nur daran, die Banken zu subventionieren, auch er will den Kapitalismus reparieren, aber zu Gunsten der Reichen. Es ist seine Priorität, die großen Geldbeutel, die vorläufig blank sind, zu beruhigen. Wie jeder Praktizierende des Kapitalismus kniet er nieder vor den Banken mit der Entschuldigung, dass Bank nicht demokrater als republikanisch ist. Bank ist Bank. Es ist wie Gott, er ist weder links noch rechts, er ist Gott. Und heutzutage sind die Trusts Gott. Auf dem Dollar wird bald stehen: In Trust we trust.
Er ist der Hampelmann des Wuchers. Obama will „die Wirtschaft retten“, das heißt die Firmen und die Unternehmen, mit dem gleichen Schlager, der seit dem Krach von September 2008 überall gesummt wird: „Lasst uns die Chefs retten und sie werden euch Arbeit besorgen“, nur dass, sobald die Armen den Reichen geholfen haben werden, sich unter die Arme zu greifen, ihnen Obama und die anderen Führer sagen werden: „Sorry! Es bleibt nichts für euch übrig, liebe Armen ... Next time!“ Arme Armen!
Auf internationaler Ebene wird Obama schlimmer als Bush sein. Man braucht sich nur sein Team anzuschauen. Das Einzige, was er sich hat einfallen lassen, ist Hillary Clinton und Mme Albright, alle beide mega gegen Saddam, Erzeugerinnen irakischer Engel, ganz und gar Befürworter der Kriege von 1991 und von 2003 ... Obama hat es mit dem Laster so weit getrieben, dass er Colin Powell verpflichten wollte! Ja genau, die Schlampe vom Karbunkel! Angeblich nur weil er schwarz ist ... Warum nicht Condoleezza Rice? Auch sie ist bronzata, wie es Berlusconi sagen würde. Welch ein Rassist, dieser Obama! Ohne aufzuhören zu lächeln, wird er noch mehr Schwarze auf den elektrischen Stuhl schicken, damit man ihm keine Günstlingswirtschaft vorwirft ...
Obama wird auch mit den Typen von McCain arbeiten und Joseph Biden, den Strategen von John Kerry, als Berater nehmen ... James Jones für die Sicherheit, Robert Gates für die Verteidigung, Thimothy Geithner für die Schatzkammer ... Hübsche Herren! Das ist keine Offenheit mehr, das ist eine Kluft ... Und das zeigt deutlich, dass Politik in seinem Kollaborateurgeist schwarze Jacke wie schwarze Hose ist. Die ganze Hoffnung auf ein „neues Amerika“ wurde von der Erstarrung dieses Amerikas, einen Schwarzen gewählt zu haben, absorbiert. Es wird keinen Platz mehr geben für eine weitere „Veränderung“ ... Es würde mich sehr wundern, wenn der neue Präsident den Patriot Act zurückziehen würde. Höchstens wird er Guantánamo schließen. Das kann ihm auch scheißegal sein, da andere willkürliche Strafanstalten woanders, direkt in den „feindlichen“ Ländern, eröffnet werden werden. Er redet schon davon, den Iran „von der Karte zu streichen“ und Pakistan sauber zu machen, was BHL sehr erfreut. Übrigens, ich habe gelesen, dass der greise Beobachter Jean Daniel Obama für genauso „elegant“ wie Bernard-Henry Lévy hält. Stimmt, Lévy ist sehr elegant,
außer wenn er denkt. Seiner Ansicht nach werden die Bush-Jahre nur eine „Zwischenzeit“ in der Geschichte Amerikas sein, die davor so toll war und die es danach wieder sein wird ... 2000-2008 war für Lévy nur „eine letzte Schlacht für die Ehre“. Dass 650 000 Iraker ums Leben gekommen sind, scheint für ihn kein Problem zu sein.
Irak. Obama kündigt einen endgültigen Rückzug der Truppen für 2011 an. Natürlich wird es auf 2012 verschoben werden, in dem Jahr wird er von einem anderen Drecksack ersetzt werden, der sie dort lassen wird! Ansonsten ist sein Ziel von Anfang an bekannt: Bin Laden fangen! Ja, dieser Blödmann von Hawaiianer hat es nicht weiter gebracht.
Afghanistan: Obama wird noch viel mehr Soldaten als Bush dorthin schicken und diese werden dem Irak entnommen. Kommunizierende Röhren ! Und wenn es nicht genügend gibt, wird er seine lieben Alliierten anpumpen, die einem Schwarzen, Präsident von Amerika, diesem vorbildlichen Land, nichts verweigern können! Zum Schluss ist sein Stabschef schon ernannt: Rahm Emanuel, der 1991 freiwilliger Zeitsoldat in der israelischen Armee war ... Um es klar auszudrücken: ein zionistischer Landser, verdammt musterhaft. Obama hat seinen gesamten Wahlkampf über seine unvergängliche Unterstützung für Israel wiederholt. Er will ein israelisches Jerusalem und Truppenverstärkung auf dem heiligen von diesen Scheißpalästinensern besetzten Land ... Alles für Israel! 78 % der jüdischen Amis haben für ihn gewählt. Man kann ihnen vertrauen: sie hätten keinen Neger gewählt, wenn sie sich nicht sicher gewesen wären, dass er ihr man ist ... Nein, nein, das Ganze ist schon wieder eine Verleumdung ...
Geschafft. Ich habs. Was mich bei Obama stört ist, dass dank ihm, Amerika sein Scheißimage wieder aufpolieren wird! Yes he can, dieser Arsch. Ich habe kapiert, was er bringen wird, dieser falsche Schwarze. Amerika holt sich das Fell des Tieres zurück, das heißt soviel wie, sich bald die Haare raufen, da das Tier Amerika selbst ist.
„Amerika versöhnt sich mit sich selbst und mit der Welt!“ Ja wirklich? Ich kenne Milliarden von Individuen, die überhaupt keine Lust haben, sich mit diesem Land von Miststücken zu versöhnen ...
Die Yankees müssen am Ende gewesen sein, um es zu schaffen, einen Schwarzen zu wählen ... Obama wurde nicht gewählt, weil er schwarz ist, sondern weil die Weißen an der Macht eines verstanden haben: einen Schwarzen nach vorne zu stellen wird es Amerika ermöglichen, wieder auf den ersten Platz zu kommen, indem die Schweinereien des Landes ausgelöscht werden. Sein Image war von seinen Verbrechen so sehr geschwärzt, dass es schon einen Schwarzen brauchte, um es zu putzen. Obama wäscht Amerika weiß.
Obama macht einem nichts vor: er will Amerika „das moralische Rückgrat“ zurückgeben. Hat es je eines gehabt, seit dem ersten Tag, an dem die Spanier beim Landen mit Flinten auf die Indianer schossen, die ihnen auf dem Strand Blumen mitgebracht hatten? Amerika wird immer Krieg- und Todbringer sein. Kafka hatte alles verstanden: am Anfang seines Romans Amerika(1911) ist es keine Fackel, die der Held in der Hand der Freiheitsstatue sieht, sondern ein Breitschwert ...
Amerika pfeift auf Obama. Was es wollte, ist, den anderen gegenüber so zu tun, als ob es sich Bush rauswäscht, obwohl es ihn zwei unverzeihliche Male bevorzugt hat. Nicht zu vergessen, dass die schlimmsten Bushisten genau die sind, die Obama gewählt haben. Logischerweise müsste es nicht genügend Ohren geben, um alle Flöhe reinzusetzen. Niemand scheint anormal zu finden, dass sich die neokonservativen Pro-Bushs in Obamisten von morgen verwandelt haben. Es gibt doch einen Grund dafür: um die Welt erneut besser zu ficken, brauchte Amerika einen neuen Dildo.
Eine Erlösung Amerikas durch einen Schwarzen? Ich glaube keine Sekunde daran. Es ist das schlechteste Geschenk, dass den wahren Afroamerikanern gemacht wurde. Man ist weit von Malcolm X entfernt. Obama ist eher auf der Seite von David Palmer. Ein fiktiver schwarzer Präsident in einer virtuellen Welt. Sie haben alle Angst, dass er in Wirklichkeit ermordet wird. „Ein schwarzer Kennedy“? Aber nein! Nicht zu viel Hirngespinst in meinen Hamburger, please! Das hat damit nichts zu tun: Kennedy war katholisch und hatte Cherokee-Blut, nur so kann man Amerikaner sein. Wo sind die Rothäutigen bei Obama? Und die schwarzen Sklaven? Das sind viele, die ihm in den Venen fehlen ...
Er wird der „emblematische Botschafter des Westen für den Planeten“. Eher ein Botschafter der kriminellen Ideen des Westens ... Die Schweinerei mit humanem, das heißt schwarzem, Gesicht! Er wird Amerika günstigerweise das Schuldgefühl nehmen, denn man schwärmt davon, dass er es zum Präsidenten schaffen konnte, aber was bedeutet das, Präsident der Vereinigten Staaten zu sein? Das ist gar keine Ehre in der Welt, das ist ein ärmliches Amt, die große Schande!
Der schönste Tag im Leben eines Schwarzen ist es, ins Weiße Haus zu kommen, ist das wirklich der Gipfel der Ehre? Das bedeutet immer noch, sich als Sklave zu unterwerfen, vom weißen Herrn anerkannt zu werden, ihm zu beweisen, dass man so respektabel ist wie er, dass man Seinesgleichen ist. Ein wahrer Sklave will den Herren in Sklaverei versetzen und nicht Seinesgleichen werden. Obama ist noch nicht mal ein Sklave. Noch nicht mal Neger! Er hat nicht die Größe und den Hass vom schwarzen aus Gorea deportierten Sklaven ... Obama der Erste, König nicht Negro!

Die Leute sagen „Endlich, ein Neger“, aber Obama, er sagt „Endlich Neger!“ Er war nicht Sklave, er ist gerade einer geworden. Er sieht entzückt aus, endlich der Sklave Amerikas geworden zu sein. Der Mischling hatte Komplexe, kein guter Neger im Dienst des Herren zu sein. „Onkel Tom sucht Onkel Sam!“ Das Schicksal hat auf seine Kleinanzeige geantwortet.
Ich weiß jetzt, warum mich dieser Schwarze kalt lässt. Und um mich ein für alle Mal zu enttäuschen, hat er den Jazz in seinem Fest vergessen ... Jazz abwesend. Er hätte am Tag seines Triumphs die letzten Jazzmen auf die Bühne einladen sollen. Alle Riesen des Jazz, die noch leben: Ornette, Rollins, Cecil Taylor, Braxton, Yussef Lateef, Ahmad Jamal, es sind so wenige übrig ...
Sogar Nixon hatte einst Duke Ellington, den größten Musiker seiner Zeit, feierlich ins Weiße Haus eingeladen. Obama pfeift auf den Jazz, er empfindet ihn nicht. Man braucht ihn nur tanzen zu sehen, keinen Swing, kein Feeling, er ist genauso weit vom Jazz entfernt wie sein Idol Bill Clinton es war, wenn er ein Tenor-Saxophon an den Mund setzte! Da hat man es, das wahre Elend Amerikas... Ein Mischling, der sich für einen amerikanischen Schwarzen hält und der am Tag seiner Wahl, diesen Sieg nicht den Hunderten und Hunderten geopferten Jazzmen widmet, die der Welt die sublimste Musik des Universums geschenkt haben, verdient nur eins: Präsident der Vereinigten Staaten Amerikas zu werden.



Marc-Edouard Nabe, 20. Januar 2009